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In Deutschland kommen jährlich etwa 65.000 Frühchen zur Welt. Insgesamt sind etwa acht Prozent aller Kinder Frühgeborene. Die heute mögliche intensive Pflege und Behandlung im Brutkasten und auf der Neonatologie haben die Chancen der meisten Frühgeborenen auf eine gesunde Entwicklung enorm verbessert. Trotzdem ist eine Frühgeburt der bedeutendste Risikofaktor für die perinatale Sterblichkeit und die Schädigung von Neugeborenen.

Wenn es um die Frage geht, ob Sport in der Schwangerschaft sicher für Mutter und Kind sind, steht häufig die Sorge im Raum, Sport könne eine Frühgeburt begünstigen. Leider ist der Mythos, dass Sport in der Schwangerschaft eine Frühgeburt verursachen kann, immer noch weit verbreitet. Das führt dazu, dass viele Schwangere in der Schwangerschaft wenig aktiv sind oder sogar ganz mit dem Sport aufhören.

Auch Ärzte und Gesundheitsexperten empfehlen bei einem erhöhten Frühgeburtsrisiko häufig Schonung oder sogar Bettruhe. Doch wissenschaftliche Studien legen das Gegenteil nahe: Körperliche Aktivität in der Schwangerschaft kann das Risiko für Frühgeburten sogar senken. Mittlerweile hat auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) ihre Leitlinien für die Prävention und Therapie von Frühgeburten in diesem Sinne geändert. Bettruhe als Mittel zur Senkung des Frühgeburtsrisikos wird seit 2019 nicht länger empfohlen.

Wann ist eine Geburt zu früh?

Eine Schwangerschaft dauert ungefähr 40 Wochen. Wird das Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren, dann ist es ein Frühgeborenes. Doch Frühgeburt ist nicht gleich Frühgeburt. Es gibt verschiedene Abstufungen der Frühgeburtlichkeit. Dabei teilen Mediziner Frühgeborene entweder nach der Schwangerschaftsdauer oder dem Geburtsgewicht in drei Gruppen ein:

– extrem Frühgeborene (weniger als 28 SSW, weniger als 1000 Gramm)
– sehr Frühgeborene (28. bis 32. SSW, weniger als 1500 Gramm)
– moderat bis spät Frühgeborene (32. bis 37. SSW, weniger als 2500 Gramm)

Die Grenze zur Lebensfähigkeit eines Frühchens liegt laut Statistiken zwischen der 23. und der 25. SSW. In Deutschland gilt ein Fötus frühestens ab der 24. + 0. SSW als lebensfähig. Dies bedeutet allerdings nicht, dass ein Baby in diesem Alter automatisch überlebt, sondern nur dass es bei adäquater medizinischer Versorgung eine gewisse Überlebenschance für das Frühgeboren gibt. Babys, die vor der 24. SSW zur Welt kommen, haben unabhängig von ihrem Reifezustand leider nur geringe Überlebenschancen. Zudem besteht das Risiko schwerer körperlicher und geistiger Behinderungen.

Dank modernster medizinischer Interventionen haben sich die Überlebens- und Entwicklungschancen von Frühgeborenen im Vergleich zu früher enorm verbessert. Somit ist es möglich, auch zu früh geborenen Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit körperlicher oder kognitiver Beeinträchtigungen bei Frühchen höher als bei Reifgeborenen, da Organe und Körpersysteme noch nicht vollständig entwickelt sind. Gehirn, Herz, Lunge, Darm und Immunsystem sind den Anforderungen eines Lebens außerhalb des Mutterleibes in der Regel noch nicht gewachsen.

Welche Folgen hat eine Frühgeburt?

Je früher ein Frühchen zur Welt kommt, desto schlechter sind die Organe ausgereift und umso größer ist das Risiko für Spätfolgen. Wenn eine Frühgeburt droht, aber die Fruchtblase nicht geplatzt ist, versuchen Ärzte daher die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Jeder Tag mehr im Mutterleib ist wertvoll, damit die Organe des Babys weiter reifen können und seine Überlebens- und Entwicklungschancen erhöht werden.

Das größte Problem gleich nach der Geburt eines Frühchens ist meist die Atmung, da die Lungen noch nicht vollständig entwickelt sind. Dies kann zu einer Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff führen, was zu Problemen wie Apnoe (vorübergehende Unterbrechung der Atmung) und Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) führen kann. Frühgeborene Babys werden daher oft künstlich beatmet, um ihre Atmung und Sauerstoffversorgung zu unterstützen und zu stabilisieren.

Ein Frühgeborenes hat ein erhöhtes Risiko für Infektionen, da sein Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt und daher noch nicht in der Lage ist, sich vor potenziellen Krankheitserregern zu schützen. Eine Infektion kann zu schweren und manchmal lebensbedrohlichen Komplikationen führen, wie z.B. Lungenentzündung, Sepsis, Hirnhautentzündung und andere Organversagen.

Auch der Verdauungstrakt des Frühchens ist oft nicht zu einer normalen Nahrungsaufnahme imstande. Aufgrund ihres unvollständig entwickelten Magen-Darm-Systems und ihrer Unfähigkeit, bestimmte Proteine und Zucker richtig zu verdauen, haben Frühgeborene daher häufig Nahrungsunverträglichkeiten. Vielen Frühgeborenen fehlt außerdem die Kraft zum Saugen, weshalb sie nach der Geburt über eine Sonde ernährt werden müssen.

Zu den langfristige Risikofaktoren gehören außerdem chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma, Störungen der Motorik oder Beeinträchtigungen beim Sehen oder Hören. Auch wurden bereits Lernbehinderungen, wie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche oder eine Rechenschwäche, beobachtet. Frühgeborene sind außerdem häufiger von Autismus betroffen, da die frühe Geburt das Gehirn des Kindes beeinträchtigen kann und damit die Entwicklung von Autismus fördert.

Natürlich sind nicht alle Frühchen von solchen Folgen betroffen. Mit der richtigen medizinischen Versorgung und Unterstützung können viele Frühgeborene gesund aufwachsen. In jedem Fall ist es wichtig, dass das Kind nach der Geburt bestmöglich versorgt wird. Auf die Versorgung von Früh- und Neugeborenen sind Perinatalzentren spezialisiert. Dort wird das Frühchen von Ärzten und Pflegepersonal rund um die Uhr beobachtet und versorgt.

Ursachen für Frühgeburten

Die Gründe für das verfrühte Ende einer Schwangerschaft sind vielfältig und nicht alle sind bekannt oder erforscht. Bestimmte Risikofaktoren können eine Frühgeburt jedoch begünstigen. Bei den Vorsorgeuntersuchungen können sie frühzeitig erkannt und einige davon entsprechend behandelt werden.

Mütterliche Ursachen und Risikofaktoren für eine Fehlgeburt sind:

– Vaginale oder Harnwegsinfektionen
– Fehlbildungen der Gebärmutter
– Schwangerschaftserkrankungen wie Bluthochdruck, Präeklampsie oder Diabetes
– Infektionskrankheiten wie z.B. Röteln oder Masern
– Leistungsschwäche des Mutterkuchens (Plazentainsuffizienz)
– Mütterliches Alter unter 18 oder über 35 Jahre
– Starkes Über- oder Untergewicht
– Hoher Nikotin- oder Alkoholkonsum
– Vorangegangene Fehlgeburten
– Schlecht eingestellter Diabetes Mellitus
– Sozial oder wirtschaftlich schwierige Verhältnisse
– Starke seelische Belastungen

Kindliche Ursachen für eine Frühgeburt sind:

– Mangelentwicklung
– Chromosomenstörungen
– Fehlbildungen
– Mehrlingsschwangerschaft

Einige dieser Risikofaktoren können frühzeitig identifiziert und behandelt werden, während andere nicht beeinflussbar sind. Die Kombination verschiedener Risikofaktoren kann die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt erhöhen. Einige dieser Risikofaktoren können sich gegenseitig beeinflussen und potenzieren, was es schwierig macht, die genaue Ursache einer Frühgeburt zu identifizieren.

Experten gehen allerdings davon aus, dass werdende Mütter nur wenig Einfluss auf das Eintreten einer Frühgeburt haben. Ein Blick auf die Auflistung zeigt außerdem, dass die Risikofaktoren in keinem Zusammenhang mit Bewegung und Aktivität stehen. Stattdessen lassen sich die Ursachen für eine Fehlgeburt auf gynäkologische, medizinische, hormonelle und sozioökonomische Faktoren zurückführen.

Anzeichen für eine Frühgeburt

Eine Frühgeburt kann spontan ohne Vorzeichen erfolgen. In diesen Fällen gibt es oft keine erkennbaren Risikofaktoren oder Warnzeichen, die darauf hinweisen, dass eine Frühgeburt bevorsteht. Häufig kündigt sich eine Frühgeburt jedoch durch bestimmte Anzeichen an. Hierzu gehören z.B. verfrühte Wehen, ein vorzeitiger Blasensprung oder eine zu frühe Verkürzung des Gebärmutterhalses (Zervixinsuffizienz). Auch Blutungen können auf eine drohende Frühgeburt hindeuten.

Es ist normal, dass sich die Gebärmutter in den letzten Wochen der Schwangerschaft immer wieder leicht zusammenzieht, um sich auf die Geburt vorzubereiten. Diese Kontraktionen werden als Übungs- oder Senkwehen bezeichnet. Wenn die Wehen regelmäßig und häufiger als dreimal pro Stunde auftreten, handelt es sich möglicherweise um vorzeitige Wehen. Sie werden durch Kontraktionen der Gebärmutter verursacht und führen zu einer Öffnung des Gebärmutterhalses.

Sollte eine Schwangere verfrühte Wehen, einen vorzeitigen Blasensprung oder Blutungen erleben, ist es unbedingt erforderlich, sofort einen Arzt aufzusuchen, um eine Frühgeburt zu verhindern oder die bestmögliche Behandlung für Mutter und Kind sicherzustellen. Sobald die Fruchtblase geplatzt ist und der Muttermund mehr als 3 cm geöffnet ist, kann man die Geburt nicht mehr verhindern oder hinauszögern. Sehr früh geborene Kinder werden häufig mittels Kaiserschnitts auf die Welt geholt, damit der noch sehr weiche und empfindliche Kopf nicht verletzt wird.

Behandlung bei drohender Frühgeburt

Ziel jeglichen Handelns ist nicht eine Schwangerschaftsverlängerung an sich, sondern die Verbesserung der Chancen des Frühgeborenen für ein möglichst komplikationsfreies Überleben. Das beste Vorgehen bei einer anstehenden Frühgeburt muss im Einzelfall von erfahrenen Ärzten entschieden werden. Dabei sollten alle verfügbaren medizinischen Informationen und Ressourcen sowie die Wünsche und Bedürfnisse der betroffenen Familie berücksichtigt werden.

Je nach Ursache für die drohende Frühgeburt sind andere Maßnahmen zu ergreifen. So erfordert zum Beispiel eine anstehende Frühgeburt aufgrund einer Plazentaablösung eine sofortige Geburt, während eine drohende Frühgeburt aufgrund von Bluthochdruck medikamentös behandelt werden kann. Daher kann sowohl das Verlängern der Schwangerschaft durch Medikamente oder andere Maßnahmen als auch deren Beendigung die beste Behandlungsmethode sein.

Bei der Verlängerung der Schwangerschaft kommen sogenannte Wehenhemmer (Tokolytika) zu Einsatz, mit denen die vorzeitige Wehen medikamentös unterdrückt werden. Durch die gewonnene Zeit kann die Schwangere noch rechtzeitig in ein Perinatalzentrum verlegt und dem Kind die Möglichkeit gegeben werden, die notwendige Lungenreife noch vor der Geburt zu erlangen (durch Gabe von Glukokortikoiden). Beide Maßnahmen erhöhen nachweislich die Überlebenschancen von Frühgeborenen.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, das Risiko für eine Frühgeburt zu senken. Man unterscheidet hierbei Primär-, Sekundär- und Tertiärpräventionsmaßnahmen. Primäre Interventionen beinhalten Maßnahmen, die darauf abzielen, das Risiko für eine Frühgeburt von Anfang an zu senken (z.B. durch Rauchstopp, Verbesserung des Ernährungsstatus). Sekundäre Interventionen kommen zum Einsatz, wenn eine Frühgeburt bereits droht, aber noch verhindert werden kann. Zu den Maßnahmen gehört z.B. die Zervixlängenmessung, Antibiotikatherapie oder die Gabe von Progesteron. Ist eine Frühgeburt nicht mehr aufzuhalten können die Maßnahmen der Tertiärprävention helfen, das neonatale Outcome zu verbessern.

Schonung verhindert Frühgeburten nicht

Eine gängige Therapie von Frauen mit Frühgeburtsrisiko ist die Verordnung von Schonung oder Bettruhe. Auch wenn der Gedanke naheliegend ist, dass die Immobilität der Schwangeren frühzeitige Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung verhindern könne, so gibt es für die Wirksamkeit dieser Maßnahme keine wissenschaftlichen Beweise. Bisher konnte nicht nachgewiesen werden, dass eingeschränkte Aktivität oder Bettruhe das Risiko von Frühgeburten senken. Im Gegenteil, einige Studien haben gezeigt, dass mangelnde Bewegung während der Schwangerschaft das Risiko von Frühgeburten sogar erhöhen kann (vgl. Grobmann et al. 2013).

In einer Studie von Zemet et al. (2018) wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen körperlicher Aktivität und Frühgeburten bei 49 Frauen mit einer kurzen Gebärmutterhalslänge. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Anzahl an Schritten pro Tag war bei Frauen, die eine Frühgeburt hatten, signifikant niedriger im Vergleich zu Frauen, die eine termingerechte Geburt hatten. Die Einschränkung der körperlichen Aktivität hat nicht nur nicht dazu geführt, dass die Schwangerschaft länger dauerte, sondern hat sogar das Risiko für eine Frühgeburt erhöht.

Auch die Wirksamkeit der Einweisung ins Krankenhaus stellte sich in anderen Studien als unwirksam heraus. Hier konnte keine Verringerung der Häufigkeit von Frühgeburten festgestellt werden. Umgekehrt gab es bei den Frauen, die ins Krankenhaus eingewiesen wurden, einen Trend zu einem früheren Gestationsalter bei der Geburt (Fox et al., 2007). Eine mögliche Ursache für diesen Zusammenhang sind die bei eingeschränkter Mobilität häufig auftretenden Zustände von Stress und Angst. So wurde in mehreren Studien gezeigt, dass Stress und Angst das Risiko für ungünstige Schwangerschaftsverläufe erhöhen können.

Gesundheitliche Risiken von Immobilisierung

Insbesondere die Verordnung von Bettruhe birgt zahlreiche Risiken für die Gesundheit der Mutter, die lebenslange Folgen haben können. Hierzu gehören u.a. Knochenschwund, Muskel- und Kraftverlust, kardiovaskuläre Erkrankungen oder psychische Probleme wie Depression und Angstzustände. Eines der gefährlichsten unerwünschten Nebenwirkungen von Bettruhe ist das gesteigerte Thromboserisiko.

Thrombosen entstehen, wenn sich Blutgerinnsel in den Blutgefäßen bilden und den Blutfluss unterbrechen. Dies kann zu Schäden oder dem Tod von Gewebe oder Organen führen und auch eine lebensbedrohliche Lungenembolie verursachen. Eine Studie hat gezeigt, dass Schwangere, die Bettruhe verordnet bekommen haben, eine signifikant höhere Inzidenz von Thrombosen aufweisen im Vergleich zu denen, die keine Bettruhe hatten.

Bei den genannten Nebenwirkungen handelt es sich um ernsthafte gesundheitliche Risiken, die Langzeitfolgen nach sich ziehen könne. So kann z.B. Muskelschwund zu zahlreichen Problemen wie Koordinations-, Haltungs- und Gangstörungen oder Muskelschmerzen führen. Die Sturz- und Verletzungsgefahr ist aufgrund der verminderten Kraft langfristig erhöht.

Auch der Abbau von Knochenmasse ist möglicherweise nicht vollständig reversibel. Das Risiko für Osteoporose ist somit enorm erhöht und kann zu einer lebenslänglichen Gefährdung des mütterlichen Skeletts führen. Der durch Bewegungsmangel entstandene Abbauprozess wird zudem durch die vorübergehende schwangerschaftsbedingte Verlagerung des mütterlichen Kalziums von den Knochen zum Fötus verschärft.

Bettruhe während der Schwangerschaft kann für die betroffenen Frauen auch emotional sehr belastend sein. Sie werden gezwungen ihre üblichen Aktivitäten und Pflichten einzuschränken, was häufig zu Langeweile, Unterforderung und Isolation führt. Schwangere, die Bettruhe verordnet bekommen, werden permanent an den unsicheren Verlauf und den ungewissen Ausgang ihrer Schwangerschaft erinnert. Dies kann zu Stress, Angstzustände oder sogar Depressionen führen, die weitreichende Folgen für die mentale Gesundheit der Mutter haben können.

Gerade in der Zeit mit Kind sind solche negativen gesundheitlichen Auswirkungen umso problematischer. Die ersten Wochen und Monate können für die Mutter ohnehin physisch und emotional belastend sein. Das Baby ist nun auf der Welt und muss Tag und Nacht versorgt werden. Die gleichzeitige Pflege des Neugeborenen und die Erholung von der Geburt und den gesundheitlichen Nachwirkungen längerer Inaktivität können eine kaum zu bewältigende Aufgabe darstellen.

Bettruhe nur im Einzelfall

Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt durch Aktivitätseinschränkung nicht erhöht würde, unterstreichen solche potenziellen Komplikationen, dass der Nutzen dieser Intervention nachgewiesen werden sollte, bevor sie routinemäßig zur Frühgeburtsprophylaxe eingesetzt wird. Insgesamt bestätigen die bisherigen Forschungsergebnisse nachdrücklich die Auffassung von der mangelnden Wirksamkeit und den potenziell schädlichen Auswirkungen von Bewegungseinschränkung bei der Prävention von Frühgeburten.

Natürlich sind Szenarien denkbar, in denen die Verordnung von Inaktivität oder Bettruhe die beste Option für den Schutz von Mutter und Fötus darstellen. In den Leitlinien Prävention und Therapie der Frühgeburt heißt es, dass die Verordnung von Bettruhe im Einzelfall durchaus sinnvoll sein kann, z.B. bei einem Fruchtblasenvorfall oder Plazentablutungen. Dies sollte allerdings in Anbetracht der vielen Gefahren der Immobilisierung für die Mutter individuell sorgfältig abgewogen werden und nicht pauschal als Frühgeburtsprophylaxe eingesetzt werden.

Jede klinische Situation ist einzigartig und jede Entscheidung über die Verordnung von Bettruhe sollte unter Berücksichtigung der spezifischen Umstände und Risiken für die Mutter und das ungeborene Kind auf individueller Basis getroffen werden.

Fazit

Die weitverbreitete Annahme, körperliche Anstrengung könne eine Frühgeburt verursachen, bewirkt, dass viele Frauen sich unsicher fühlen, wenn es darum geht, in der Schwangerschaft aktiv zu bleiben. Tatsächlich gibt es jedoch keine Evidenz dafür, dass Schonung und Bettruhe zur Prävention von Frühgeburten beitragen. Im Gegenteil, Studien haben gezeigt, dass eine moderate körperliche Aktivität während der Schwangerschaft sogar vorteilhaft sein kann.

Gleichzeitig ist es wichtig zu betonen, dass jede Schwangerschaft und jede Frau individuell ist. Bei einem erhöhten Frühgeburtsrisiko sollte immer eine Absprache mit einem Arzt erfolgen. Je nachdem von welchem Risikofaktor die drohende Frühgeburt ausgeht, sind unterschiedliche Behandlungsmethoden sinnvoll.

In nächsten Blogbeitrag werden wir uns ausführlich mit dem Zusammenhang zwischen Sport und Frühgeburten beschäftigen. Dabei soll es vor allem um den aktuellen Stand der Forschung und den daraus ableitbaren Aktivitätsempfehlungen für Schwangere gehen.

Quellen

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